Veranstaltungsreihe von Diaspora Ost
April – August 2024
Frankfurt Am Main
Immer noch wird viel geschrieben und gesagt über das Leben in der DDR. Mit dem staatspolitischen Bankrott der DDR und ihrer Angliederung an die BRD wurde nicht nur das Volkseigentum fachkundig durch die Hände der Treuhand in den Westen transferiert, sondern mit ihm auch die Hoheit über das Narrativ des Lebens und Alltags in der DDR. Das Ende der DDR bedeutet für viele Ostdeutsche so auch den Verlust der Verfügung über die eigene Geschichte. Wer darf erzählen und welchen Geschichten werden gehört? Das die letzten 30 Jahre dominierende Narrativ über den Osten beschränkt sich weitestgehend auf den Dualismus zwischen Täter*in/Opfer, Stasi/Opposition, Diktator/Freiheit, Staat/Kirche usw. Alltägliche Geschichten über das Leben, Lieben und Träumen stehen seither unter einem fortwährenden Legitimierungsdruck und verschwinden letztlich mehr und mehr aus dem gesamtdeutschen Narrativ. Die Erfahrungen des alltäglichen Lebens im Sozialismus deckt sich bei genauerem Hinsehen allzu oft nicht mit der anerkannten Erzählung über die DDR. So ergibt sich eine gespaltene Erinnerung; eine Differenz zwischen öffentlichem Erzählen und subjektiver Erinnerung. Die Beißreflexe, die das neue Buch von Katja Hoyer Diesseits der Mauer oder Dirk Oschmanns Der Osten: eine westdeutsche Erfindung im Feuilleton und damit in weiten Kreisen der westdeutschen Gesellschaft auslösten, sprechen Bände. Die Ambivalenzen, Brüche sowie die Heterogenität, welche die ostdeutschen Perspektiven auf die eigene Geschichte aufweisen, schlagen sich kaum im gesamtdeutschen Diskurs über die DDR nieder. Während sich Oppositionsgeschichten wie die Wolf Biermanns oder Bettina Wegeners großer Rezeption erfreuen, hängt Werken und Künstler*innen, die sich dieser eindeutigen Positionierung verwehren, ein Hauch des Verdächtigen an. Der beeindruckend breite Fundus der DDR-Literatur und Kunst ist so weitgehend aus der öffentlichen Rezeption verschwunden und mit ihm auch die Zeugnisse und Erzählungen über ein anderes Leben. Die öffentliche Delegitimierung, die diese Kunst erfährt, ist letztlich eine Delegitimierung der Erinnerungen und Erfahrungen der Menschen aus der DDR. Entgegen dem vorherrschenden Narrativ lassen sich die meisten Erzählungen und Künstler*innen aus der DDR gerade nicht so eindeutig einordnen, wie oft suggeriert. Denn Leben und Kunst der DDR sind von einer ihr immanenten, kollektiven Widersprüchlichkeit geprägt. Die DDR-Kunst, insbesondere die Literatur, handelt genau diese Widersprüche in Politik und Leben innerhalb der DDR feinsensorisch aus. DDR-Kunst positioniert sich eben darin sozialistisch, als dass sie wie ein Brennglas das eigene Fürchten und Träumen ausleuchtet.
Projekt-Team: ....
Wir knüpfen mit unserem Projekt an den gegenwärtigen, längst überfälligen, Diskurs, der mit steigendem Selbstbewusstsein von ostdeutschen Intellektuellen und Künstler*innen über das Leben in der DDR geführt wird, an. Unser Ziel ist es, diesen Diskurs auch in Westdeutschland, hier in Frankfurt am Main, hör- und diskutierbar zu machen. Die Veranstaltungsreihe unternimmt den Versuch, die Kunst und Kultur der DDR dem westdeutschen Narrativ über den Osten eine differenzierte Stimme entgegenzusetzen. Wir wollen damit Erinnerungen und Erfahrungen über ein anderes Leben zugänglich machen und Möglichkeiten für eine andere Wahrnehmung eröffnen. Dabei geht es uns nicht zuvorderst um eine theoretische Analyse, sondern erst einmal darum, DDR-Kunst überhaupt zugänglich und auch im westdeutschen Kontext besprechbar zu machen. In einem zweiten Schritt ist es unser Ziel, den politischen und ästhetischen Gehalt der DDR-Kunst zu bergen und zu erschließen. Es gibt Lesungen, Diskussionen, Filmvorführungen und Konzerte von DDR- und ostdeutschen Nachwende Künstler*innen und/oder jenen, die sich bewusst in diese Tradition stellen.
Archiv der Veranstaltungen
Veranstaltungsreihe von Diaspora Ost
April – August 2024
Frankfurt Am Main
Immer noch wird viel geschrieben und gesagt über das Leben in der DDR. Mit dem staatspolitischen Bankrott der DDR und ihrer Angliederung an die BRD wurde nicht nur das Volkseigentum fachkundig durch die Hände der Treuhand in den Westen transferiert, sondern mit ihm auch die Hoheit über das Narrativ des Lebens und Alltags in der DDR. Das Ende der DDR bedeutet für viele Ostdeutsche so auch den Verlust der Verfügung über die eigene Geschichte. Wer darf erzählen und welchen Geschichten werden gehört? Das die letzten 30 Jahre dominierende Narrativ über den Osten beschränkt sich weitestgehend auf den Dualismus zwischen Täter*in/Opfer, Stasi/Opposition, Diktator/Freiheit, Staat/Kirche usw. Alltägliche Geschichten über das Leben, Lieben und Träumen stehen seither unter einem fortwährenden Legitimierungsdruck und verschwinden letztlich mehr und mehr aus dem gesamtdeutschen Narrativ. Die Erfahrungen des alltäglichen Lebens im Sozialismus deckt sich bei genauerem Hinsehen allzu oft nicht mit der anerkannten Erzählung über die DDR. So ergibt sich eine gespaltene Erinnerung; eine Differenz zwischen öffentlichem Erzählen und subjektiver Erinnerung. Die Beißreflexe, die das neue Buch von Katja Hoyer Diesseits der Mauer oder Dirk Oschmanns Der Osten: eine westdeutsche Erfindung im Feuilleton und damit in weiten Kreisen der westdeutschen Gesellschaft auslösten, sprechen Bände. Die Ambivalenzen, Brüche sowie die Heterogenität, welche die ostdeutschen Perspektiven auf die eigene Geschichte aufweisen, schlagen sich kaum im gesamtdeutschen Diskurs über die DDR nieder. Während sich Oppositionsgeschichten wie die Wolf Biermanns oder Bettina Wegeners großer Rezeption erfreuen, hängt Werken und Künstler*innen, die sich dieser eindeutigen Positionierung verwehren, ein Hauch des Verdächtigen an. Der beeindruckend breite Fundus der DDR-Literatur und Kunst ist so weitgehend aus der öffentlichen Rezeption verschwunden und mit ihm auch die Zeugnisse und Erzählungen über ein anderes Leben. Die öffentliche Delegitimierung, die diese Kunst erfährt, ist letztlich eine Delegitimierung der Erinnerungen und Erfahrungen der Menschen aus der DDR. Entgegen dem vorherrschenden Narrativ lassen sich die meisten Erzählungen und Künstler*innen aus der DDR gerade nicht so eindeutig einordnen, wie oft suggeriert. Denn Leben und Kunst der DDR sind von einer ihr immanenten, kollektiven Widersprüchlichkeit geprägt. Die DDR-Kunst, insbesondere die Literatur, handelt genau diese Widersprüche in Politik und Leben innerhalb der DDR feinsensorisch aus. DDR-Kunst positioniert sich eben darin sozialistisch, als dass sie wie ein Brennglas das eigene Fürchten und Träumen ausleuchtet.
Wir knüpfen mit unserem Projekt an den gegenwärtigen, längst überfälligen, Diskurs, der mit steigendem Selbstbewusstsein von ostdeutschen Intellektuellen und Künstler*innen über das Leben in der DDR geführt wird, an. Unser Ziel ist es, diesen Diskurs auch in Westdeutschland, hier in Frankfurt am Main, hör- und diskutierbar zu machen. Die Veranstaltungsreihe unternimmt den Versuch, die Kunst und Kultur der DDR dem westdeutschen Narrativ über den Osten eine differenzierte Stimme entgegenzusetzen. Wir wollen damit Erinnerungen und Erfahrungen über ein anderes Leben zugänglich machen und Möglichkeiten für eine andere Wahrnehmung eröffnen. Dabei geht es uns nicht zuvorderst um eine theoretische Analyse, sondern erst einmal darum, DDR-Kunst überhaupt zugänglich und auch im westdeutschen Kontext besprechbar zu machen. In einem zweiten Schritt ist es unser Ziel, den politischen und ästhetischen Gehalt der DDR-Kunst zu bergen und zu erschließen. Es gibt Lesungen, Diskussionen, Filmvorführungen und Konzerte von DDR- und ostdeutschen Nachwende Künstler*innen und/oder jenen, die sich bewusst in diese Tradition stellen.
“Stellt Euch vor es ist Sozialismus und keiner geht weg.”
Christa Wolf
“Stellt Euch vor es ist Sozialismus und keiner geht weg.”
Christa Wolf
“Stellt Euch vor es ist Sozialismus und keiner geht weg.”
Christa Wolf
“Stellt Euch vor es ist Sozialismus und keiner geht weg.”
Christa Wolf